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Großes Potenzial für Lyocell-Technologie in Zentralasien

Nach einer Markterkundungsreise im Vorjahr nach Kasachstan und Usbekistan nahm TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer Ende April 2023 an einer weiteren Reise nach Zentralasien teil – diesmal als Mitglied einer knapp 50-köpfigen Thüringer Unternehmens- und Hochschuldelegation unter Leitung von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee und Wissenschaftsstaatssekretär Carsten Feller. Das TITK ist nun Partner der beiden Spitzenverbände der Textilbranche in Kasachstan und Usbekistan.

Stationen der Reise waren Kasachstans Hauptstadt Astana sowie Almaty und Usbekistans Hauptstadt Taschkent sowie Samarkand. „Die Kontakte aus dem vorigen Jahr wurden in vielen Gesprächen intensiviert“, berichtet Benjamin Redlingshöfer, den die Wachstumsdynamik dieser Märkte stark beeindruckte. „Ebenso die Motivation der jungen Menschen in beiden Ländern.“

Die wichtigsten Ergebnisse der Reise sind für das TITK zwei Kooperationsvereinbarungen mit dem kasachischen Verband für Leichtindustrie und mit dem usbekischen Textilverband Uztextileprom. Beide Vereinbarungen nehmen drei Hauptthemen in den Fokus, so Redlingshöfer. „Erstens den Technologietransfer und unsere Unterstützung bei der Etablierung der Lyocell-Technologie. Zweitens gemeinsame Forschungsprojekte in den Bereichen synthetischer und natürlicher Polymere einschließlich deren Verarbeitungsverfahren. Und drittens die Nutzung weiterer innovativer Produkte aus Rudolstadt – konkret der patentierten Funktionsfasern der Cell-Solution®-Produktfamilie und unserer  Analytik-Dienstleistungen.“

In Kasachstan und vor allem in Usbekistan setzen große Teile der Textilindustrie auf die Baumwolle als Rohstoff, der vor Ort in großen Mengen angebaut wird. Die komplette textile Wertschöpfungskette ist darauf ausgerichtet, sagt Redlingshöfer. Doch die angenehmen Trageeigenschaften der Baumwolle würden durch einen sehr hohen Preis erkauft: enormen Flächenbedarf, extremen künstlichen Bewässerungsbedarf sowie Einsatz von Herbiziden und Pestiziden. „Sodass die weithin bekannte Problematik der Wasserknappheit in der Region immer stärker zum Tragen kommt.“ Ein dramatisches Beispiel ist die Austrocknung des Aralsees, dessen Zuflüsse für die Baumwollproduktion angezapft wurden. War der See einst so groß wie Bayern, ist heute nur noch ein Zehntel der Fläche mit Wasser bedeckt.

„Deshalb besteht die Herausforderung, aber auch eine große Chance darin, alternative Technologien aufzubauen, welche  die Baumwolle mittelfristig ergänzen und substituieren können“, betont Redlingshöfer. Das Interesse am besonders nachhaltigen Lyocell-Verfahren sei sehr groß. „Durch die Nutzung von Alttextilien oder durch Hanfanbau können damit Zellulosefasern künstlich hergestellt werden – mit einer weitaus besseren Ökobilanz als bei der Baumwolle oder bei Viskosefasern“, sagte der TITK-Direktor in einem Interview mit dem usbekischen Fernsehen.  Parallel dazu könnten die Cell Solution®-Funktionsfasern - wie SKIN CARE (mit Vitamin E) oder CLIMA (zur Temperaturregulierung)  der Baumwolle beigemischt werden und Textilien so zu einem echten Alleinstellungsmerkmal verhelfen.

Nicht zuletzt ist geplant, die Leistungen der TITK-Tochter OMPG als Prüflabor für Textilien und Kunststoffe mit in die Waagschale zu werfen. Beispielsweise um mit dem Know-how aus Rudolstadt die Hautverträglichkeit von Bekleidung zu analysieren.

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TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer (r.) unterzeichnet eine Kooperationsvereinbarung mit dem kasachischen Verband für Leichtindustrie (“Association of Light Industry Enterprises Republic of Kazakhstan“), links die Präsidentin, Frau Natalya Akhshabayeva. Hinten rechts Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee. (Bildrechte: MDR / Birgit Schindler)
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Nach der feierlichen Unterzeichnung des Kooperationsvertrages mit Uztextileprom („Uzbekistan Textile and Garment Industry Association“) mit dem Vorsitzenden, Herrn Ilkhom Khaydarov (vorn rechts). Im Hintergrund der deutsche Botschafter in Usbekistan, Dr. Tilo Klinner (hinten links), und Thüringens Wissenschaftsstaatssekretär Carsten Feller (hinten Mitte). (Bildrechte: Uztextileprom)
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Zertifikat des usbekischen Textilverbandes für das neue Mitglied TITK. (Bildrechte: TITK / Steffen Beikirch)